Auftritt
Schauspiel Leipzig: I got to break free
„America“ (UA) von Giorgio Ferretti – Regie & Choreographie Salome Schneebeli, Bühne, Kostüme & Video Heta Multanen
von Lara Wenzel
Erschienen in: Theater der Zeit: Millennials im Theater – Eine Generation auf der Suche (11/2023)
Assoziationen: Sachsen Theaterkritiken Dossier: Neue Dramatik Salome Schneebeli Giorgio Ferretti Schauspiel Leipzig
America ist ein Traum aus dem Klomagazin. In den Hochglanzfotografien spiegelt sich ferne Befriedigung. Zum ersten Mal begegnet die Figur, dessen Coming-of-Age das Publikum verfolgt, America im Badezimmer. In einer Zeitschrift glitzert zwischen Abbildungen schöner Menschen – vor allem Männern – ein Versprechen von Intimität und Zugehörigkeit. So etwas hat die namenlose Hauptfigur noch nie zuvor gesehen, erzählt sie, und schiebt im Kinderzimmer langsam die Finger in die Unterhose. Untermalt wird die sexuelle Emanzipation an diesem Abend von Freiheit versprechender Pop-Musik.
„Fammi volare, lui allunga la mano e si tocca l’America“ („Lass mich fliegen, er streckt die Hand aus und berührt sein America“) besingt Gianna Nannini die Selbstbefriedigung in ihrem Hit aus den 80ern. Ausgehend diesem Song – „America“ – erkundet der in Italien aufgewachsene Autor Giorgio Ferretti den Traum von sexueller Erfüllung. Leid und Unverständnis aber auch kurze Momente des Glücks, in denen der Sehnsuchtsort zum Greifen nah erscheint, erlebt die schwule Hauptfigur, gespielt von Samuel Sandriesser, auf seiner Suche. Schlaglichter auf sein Leben von Kindertagen bis zu den Dreißigern vermischen sich mit erotischen Fantasien. Schilderungen des jungen Mannes oder Kommentare der Begleitfiguren setzen dabei den Rahmen für Choreografien der Regisseurin Salome Schneebeli. In der Inszenierung der männlichen Körper,...
