Kommt zusammen!
Über die Impulse zur Gründung einer deutschlandweiten Zirkus-Initiative
Erschienen in: Zirkuskunst in Berlin um 1900 – Einblicke in eine vergessene Praxis (02/2025)
In den 2010er Jahren war Köln ein günstiger Ort für neue Zirkus-Strömungen. Es gab das ZAK Zirkus- und Artistikzentrum als Treffpunkt, Trainings- und Aufführungsort, es gab Akrobatik- und Jonglier-Conventions und Musikfestivals, die Artistik-Acts präsentierten. Mit meinem Verein Atemzug gab es einen Rahmen für die Produktion experimenteller Zirkus-Stücke und ein daran interessiertes Publikum. Einen weiteren Schub bekam das alles, als 2009 vier frisch an ausländischen Zirkushochschulen ausgebildete Artist:innen nach Köln zogen, darunter auch Tim Behren und Florian Patschovsky, die dann das Duo Overhead Project gründeten, sowie Clara Groeger, die später Vorsitzende der Initiative Neuer Zirkus (INZ) werden sollte.
Da herrschte so etwas wie Aufbruchstimmung, als plötzlich so viele junge Artist:innen mit Lust auf Neuen Zirkus in Köln zusammenkamen. Uns verband der Wunsch, über Zirkusästhetiken zu diskutieren, uns zu informieren und weiterzubilden. Tim Behren und ich organisierten deshalb ab 2010 Zirkus-Stammtische, die eigentlich schon die Vorstufe eines Netzwerks waren – obgleich die Ziele zunächst andere waren. Es ging uns in erster Linie um einen künstlerischen Austausch. Wir haben dort beispielsweise gemeinsam Videos bedeutender französischer Stücke wie Metal Clown von Archaos oder Le Cri du Caméléon angeschaut und anschließend darüber diskutiert.
Als einziger offener Treffpunkt für Zirkusschaffende ging es bald auch um strukturelle...