Im Haus des Puppenkönigs
Yaya Coulibaly hält die alte Tradition malischen Figurentheaters lebendig
von Youssouf Doumbia
Erschienen in: Recherchen 77: Theater südlich der Sahara – Theatre in Sub-Saharan Africa (06/2010)
In Mali hat das Volkstheater Tradition. Eine Rolle spielt hierbei das Koteba-Theater, eine ritualisierte Form des Theaters, das früher in den Dörfern Malis gespielt wurde und dessen burleske Inszenierungen dazu dienten, die Übel der Gesellschaft darzustellen. Auch das Figurentheater erfüllt bei den Bambara den Zweck der burlesken Darstellung exzentrischer Verhaltensweisen der Gesellschaft. Der sakrale Charakter dieser Kunstform, die zunächst ausschließlich mit Riten von Geheimbünden verbunden war, verschwindet zunehmend, sie dient als beliebte Unterhaltung.
Diese Theaterform nahm zu Beginn der Unabhängigkeit des Landes in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts eine Sonderstellung am Nationaltheater ein. Nach nur wenigen Jahren verschwand sie aufgrund fehlender Mittel. Heute inszeniert das Nationaltheater nur noch eine Produktion pro Jahr, meist von zeitgenössischen malischen Autoren. Yaya Coulibaly gehörte damals dem Puppenspielerensemble des Nationaltheaters an. Bis zum heutigen Tag dreht sich sein Leben um Masken und Marionetten. Er wurde am 26. April 1959, dem „Tag der Jo-Zeremonie“, in der Gemeinde Koula im Kreis Koulikoro geboren. Es handelt sich um einen ganz besonderen Tag, da dem Kind, welches an diesem Tag zur Welt kommt, Macht übertragen wird, auch wenn es nicht das Erstgeborene ist. Yaya wird sehr früh in die mystische Welt eingeführt und erlernt von seinem Vater die...