Theater der Zeit

Festivals

Im Bühnensumpf

Das Festival Foreign Affairs in Berlin ließ Brisanz vermissen – und überzeugte nur dort, wo es mit neuen Formaten experimentierte

von Patrick Wildermann

Erschienen in: Theater der Zeit: Romeo Castellucci: Zurück in die Zukunft – Über die Vermessung der Welt von morgen (09/2013)

Gut, wenn ein Theaterfestival an die existenziellen Fragen rührt. Schlecht, wenn es seine eigene Existenzberechtigung infrage gestellt sieht. Wozu braucht Berlin das Festival Foreign Affairs? Die Stadt hat das Theatertreffen, die Autorentheatertage, Tanz im August und mit dem HAU mindestens ein Haus, das ohnehin auf Dauerfestival programmiert ist. Matthias von Hartz, der die Foreign Affairs der Berliner Festspiele nach einem Interimsjahr der verdienten Kuratorin Frie Leysen als künstlerischer Leiter übernommen hat, gab sich im Vorfeld demonstrativ gelassen: Er ließ die im Raum stehenden Zweifel lässig abprallen und konterte in Interviews mit der ihm eigenen Gewissenhaftigkeit.

Hat sich sein interdisziplinäres Festival mit prominent platzierten Choreografennamen wie Anne Teresa De Keersmaeker und William Forsythe den Spottnamen „Tanz im Juli“ verdient? – Nein, nur drei von 20 Stücken sind Tanzstücke. Gibt es genügend klangvolle Namen in der Performanceszene, um unentwegt große Festivals zu bestücken? – Gegenfrage: Ist das nicht überall so? Auch die interessanten Stadttheater-Regisseure routieren von Haus zu Haus. Und schließlich: Ist der Festivaltermin – vom Herbst in den Sommer verschoben – glücklich gewählt? – Er könne sich nicht vorstellen, gab von Hartz mit der gewonnenen Selbstsicherheit als langjähriger Leiter des Sommerfestivals auf Hamburgs Kampnagel zurück, dass drei Millionen Einwohner sich sonnenbedingt...

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