Bastian Zimmermann:
Rebecca, der Monolog der Molly Bloom aus James Joyces Ulysses hat über die letzten zwanzig Jahre hinweg eine ganze Reihe deiner Arbeiten inspiriert. Warum ist dieser Text so wichtig für dich?
Rebecca Saunders:
Was mich am Monolog der Molly Bloom wirklich reizt, ist ein bestimmter Aspekt der Textstruktur: diese unzähligen Stränge von Ideen und Sprachfiguren, die von Zeit zu Zeit an die Oberfläche treten, um dann im kontinuierlichen Dahinfließen des Monologs wieder zu verschwinden. Er verfügt auch über diese außergewöhnliche, unerbittliche Energie. Es ist ganz erstaunlich zu beobachten, wie sich manche Ideen, Passagen, Erinnerungen, einzelne Wörter oder Sätze im strukturellen Verlauf des Textes immer wieder ereignen, nicht nur das Wort „yes“, sondern auch Wörter wie „oh“, „ah“ und „no“ – tatsächlich ziemlich viele „nos“. Diese Art formaler Interpunktion hat mich fasziniert. Für mich drückt sich das musikalisch am besten in einer Art Polyphonie aus. Beim Lesen des Textes höre ich diese Polyphonie: Wie die verschiedenen Stimmen, Erscheinungen, Vorstellungen, Perspektiven, Figuren, die unterschiedlichen Gefühlszustände dauernd verschränkt werden und so neue und überraschende Sichtweisen eröffnen. Fasziniert hat mich auch die Brutalität und Rohheit von Molly Blooms Sprache.
BZ:Ed, welche Bedeutung hat dieser Monolog der Molly Bloom für dich? Dein Schreiben...