Theater des Konflikts
Einar-Schleef@post-110901.de
Erschienen in: Recherchen 12: Das Politische Schreiben – Essays zu Theatertexten (10/2012)
I
Eine mögliche Antwort auf die gegenwärtige Lage scheint zu lauten: Besinnung auf die einfachen Urelemente des Theaters, auf seine Archaik. Es war eine Position schon der Neoavantgarde der 50er bis 70er Jahre, dass aufwühlende Erfahrungen im Theater nur mit Hilfe von leidvollen, schmerzhaften Erfahrungen zu machen seien; Askese, Attacke, Lärm und Zerstörung als Wiedergewinnung des Archaischen, in die der Rezipient qua Schock einbezogen war, die bis zur direkten Gewalt gegen die Besucher ging. An diesem nicht unproblematischen Rückgriff aus einem ritualistischen Optimismus heraus war produktiv vor allem die Wiederbelebung des schlichten Theatervorgangs des Sich-Präsentierens, Hervortretens des Einzelnen vor den Echoraum eines – oft chorischen – Kollektivs.
Am Frankfurter Theater hat nun seit einigen Jahren ein Autor und Regisseur Furore gemacht, dessen Rückgriff auf intensiv körperliche Spielformen und archaische Heftigkeit jede seiner Inszenierungen zu einem provokanten und von vielen Kritikern als unerträglich irrationalistisch empfundenen Ereignis machte: Einar Schleef. Seinem Theater, das von manchen gar als »faschistisch« gebrandmarkt wurde, kommt eine besondere, symptomatische Bedeutung zu als Signal einer Situation, die nach Besinnung auf die Ursprünge des Theaters zu rufen scheint. Seine ersten Arbeiten als Bühnenbildner und Ko-Regisseur von B. K. Tragelehn am Berliner Ensemble in Ost-Berlin waren KATZGRABEN 1972, F...