Mit dem Tod von Hilmar Hoffmann ist mir bewusst geworden, wie tief mein eigener Konflikt mit nahezu allen Kulturdezernenten sitzt und wie grundsätzlich meine Skepsis gegenüber der Kulturpolitik nahezu aller Sozialdemokraten sein muss, da Hilmar Hoffmann etwas gelebt hat, das ihn so radikal unterschied von anderen Kulturpolitikern: Mit der Aneignung kultureller Ausdrucksformen, sei es in Form von Mythen oder Kunst, seien es Bilder, Bücher, Musik, Tanz oder Theater, wollte Hilmar Hoffmann das Leben der anderen, derer auf der Schattenseite, reicher und erträglicher machen, selbst wenn der Kapitalismus bleiben und siegen würde. Danach ist keine demokratische Kulturpolitik mehr formuliert worden, und das ist eine Crux. So betrachtet, war „Kultur für alle“ ein Aneignungs- und Enteignungsverfahren, ein großes Projekt, in dem das klassische Bildungsbürgertum symbolisches Kapital abzugeben hatte und andere, die Angestellten und Mittelschüler, die Arbeiter mit Bildungsbewusstsein, endlich die Chance bekamen, eine Ästhetik des Widerstandes entwickeln zu können. Dass da einer nicht nur sprach und schrieb, sondern eigene Pläne entwarf, Mehrheiten suchte, Finanzquellen auftat und in seinen eigenen Einrichtungen Demokratie zuließ, hat es so und dann nie mehr gegeben.
Der radikalen Linken war der langjährige Frankfurter Kulturdezernent Hoffmann vielleicht zu gemäßigt, denn wenn er von allen sprach, so waren natürlich auch...