Die Gesetze des Marktes können grausam sein, gerecht sind sie nie. Der ältere Mann, der da starr und verloren auf der Bühne steht, war mal selbstständiger Kfz-Mechaniker, bis ihm die Werkstatt abgebrannt ist; die junge Frau neben ihm, seine Tochter, ist freischaffende Künstlerin und muss sich von Auftrag zu Auftrag hangeln. Beide sind sie weiß geschminkt – zwei Gespenster des Kapitalismus.
Auf die eine oder andere Art gilt das auch für die anderen Figuren in „Paradies“, einer neuen, stark gekürzten Fassung von Thomas Köcks „Klimatrilogie“, die der Regisseur Christopher Rüping nun am Thalia Theater in Hamburg herausgebracht hat. Neben Vater und Tochter, die sich selbst ausbeuten, sind da die, die ausgebeutet werden: der chinesische Arbeiter und seine Freundin, die aus der heimatlichen Lithiumionenakku-Fabrik fliehen, nur um in einem italienischen Sweatshop bei einer noch stupideren Arbeit zu landen (und schließlich ihr Leben zu verlieren). Und es gibt natürlich den klassischen Ausbeuter, einen Gummibaron im Manaus des späten 19. Jahrhunderts, der von einem Opernhaus im Dschungel träumt („Kultur!“) und die indigene Bevölkerung in Ketten legen lässt. Ihre Geschichten werden notdürftig zusammengehalten von einem ICE-Schaffner und Erzähler (Abdoul Kader Traoré), der die coronabedingt wenigen Zuschauer im Saal mitnimmt auf eine Reise durch eine...