Editorial
Editorial
von Paulina Wawerla, Nele Jahnke und Olivia Ebert
Erschienen in: Theater der Zeit Spezial: All Abled Arts – Notizen zu Inklusion an einem Stadttheater (06/2024)
Nachdem die Freie und die inklusive Szene den Weg bereitet haben, sind in den letzten Jahren auch einige Stadttheater in Deutschland inklusiver geworden. Eines davon sind die Münchner Kammerspiele. Unter der Intendanz von Barbara Mundel und mit der künstlerischen und strukturellen Konzeption von Nele Jahnke sind erstmals nicht nur Schauspielende mit körperlicher Behinderung, sondern auch Schauspielende mit kognitiver Beeinträchtigung fest in einem Stadttheater-Ensemble angestellt. Auch im Bereich Text, Regie und Choreografie werden die Münchner Kammerspiele inklusiver.
Die Spezialausgabe von Theater der Zeit geht von diesen konkreten Erfahrungen und den Lernprozessen der vergangenen Spielzeiten seit 2020/21 aus. Schauspielende, Dramaturg:innen und Regisseur:innen teilen künstlerische und strukturelle Erfahrungswerte. Beobachter:innen und Wegbereiter:innen der inklusiven Szene ergänzen diese mit Reflektion, Einordnung und Impulsen von außen.
Der Titel „All Abled Arts“ behauptet einen Wunsch: Kunst von und für Menschen aller Fähigkeiten als Selbstverständlichkeit. Der englische Begriff „Abled“, also „fähig sein“, markiert den in allen Bereichen der Gesellschaft vorhandenen Ableismus, also die Diskriminierung von Menschen aufgrund ihrer Behinderung. Städte, Theater und Kunsthochschulen in Deutschland sind nicht für alle Menschen gleichermaßen konstruiert und zugänglich. Viele Menschen werden durch diese Strukturen behindert, werden gehindert, ihr künstlerisches Talent auszubilden und auszuüben. Den Institutionen und dem Publikum entgeht dadurch viel Potenzial....