Global ist lokal, sagen die Soziologen. Das klingt nicht besonders poetisch, aber benennt die Tatsache, dass die Welt ein Dorf ist. Hans-Jürgen Syberberg lebt im vorpommerschen Nossendorf die sinnliche Seite dieser Abstraktion. Es ist der Ort, in dem er 1935 geboren wurde. Lebt er einen Traum? Vielleicht. Gewiss aber lebt er die Erinnerung an etwas, das nicht nur im Gestern wurzelt, sondern durch alle Zeiten geht. Hermann Bang hat es in seinem Buch „Das weiße Haus“ fast rituell beschworen. Das Leitmotiv hier passt zu Syberbergs Nossendorfprojekt: „Kindheitstage, ich will euch zurückrufen, Zeiten ohne Neid, freundliche Zeiten, eurer will ich gedenken.“ Und über allem steht: „long long ago – long ago“.
Ist dies ein Exil für den unruhigen Kunstgeist, der sich nun an seinem wiederaufgebauten Gutshaus, an dem Garten mit Katzen, an dem neuen Kirchturm des Dorfs, den es ohne ihn nicht gäbe, ergötzt? Eine Tschechow-Idylle, die trügt? Nein, aber ein Ort des Rückzugs und der Meditation dann doch. Und im Winter zum Ofen-Heizen und Schnee-Wegfegen unterm Notdach. Romantische Weltflucht also schon mal nicht, sondern Arbeit am Gegenweltmodell, das unsere Zeit so dringend braucht.
Alles Gestern wird von der ewig jungen Zeit, diesem Barbaren, zerstört, um mit den Trümmern dann neue...