Tanzende Wörter
von Rasha Abbas
Erschienen in: Zeitgenoss*in Gorki – Zwischenrufe (03/2023)
Langsam kamen wir aus dem apokalyptischen zweiten Covid-Jahr heraus. Wir aktualisierten die Theaterwebseite mehrmals am Tag, um zu sehen, ob die Premiere pünktlich stattfinden oder mal wieder wegen der Pandemie verlegt werden würde, in der Befürchtung, die Inszenierung könnte um eine ganze Spielzeit oder vielleicht sogar auf das nächste Jahr verschoben werden, nachdem ein*e oder mehrere Hauptdarsteller*innen bereits infiziert waren – was für seltsame Zeiten!
Am Ende klappte es doch, in einer kalten Februarnacht lief ich allein zum Theater, um die Premiere des Stücks Eine Zusammenfassung von allem, was war zu sehen. Ich saß unter den Zuschauer*innen, es war das erste Mal, dass ich die Theaterbearbeitung meines gleichnamigen Buchs sehen würde, und so erging es allen um mich herum. Ich hatte zuvor schon mit dem Regisseur, Sebastian Nübling, sowie mit dem Ensemble zusammengesessen, als die Gruppe gerade dabei war, das Stück zu entwickeln. Wir hatten einen lebendigen Austausch. Es war das erste Mal überhaupt, dass etwas von mir Geschriebenes in Theater verwandelt werden würde, und ich war gespannt auf das Ergebnis, weil ich nicht wusste, was mich auf einer Bühne in Berlin in arabischer, deutscher und englischer Sprache erwartete, wie ein Buch mit Kurzgeschichten, die größtenteils abstrakt sind, in Live-Szenen...