In der modernen Welt ist die künstlerische Freiheit in dreifacher Hinsicht bedroht:
1. durch autoritäre Regime, darunter auch einige gewählte und damit nominell demokratische Regierungen, die direkt Zensur ausüben (so wie man es derzeit beispielsweise in Ungarn und Georgien beobachten kann, wo jüngst die Intendanten der Staatstheater per Dekret abgesetzt wurden);
2. durch führende Politiker und/oder ihre Stellvertreter, die unter dem Label einer liberal-humanistischen Politik Künstlern eine Agenda der „gesellschaftlichen Inklusion“ verpassen. Demnach stehe die Kunst in der besonderen Verantwortung, sich mit Fragen der sozialen und politischen Ungleichheit und Unterdrückung auseinanderzusetzen. Fragen also, auf die die Politik selbst keine Antworten hat;
3. durch die Forderung, Kunst solle vor allem und insbesondere ökonomischen Kriterien genügen. Diese Verwertungsoption birgt die inhärente Gefahr, dass seriöse und profunde Kunst dem kleinsten gemeinsamen Nenner geopfert wird: der populistischen Unterhaltung.
Fälle unmittelbarer staatlicher Zensur gibt es zahlreich in der Welt, und sie sind alarmierend. Dennoch wäre es ein Fehler, würden diejenigen von uns, die in scheinbar stabilen Demokratien wie Deutschland und/oder Schottland bzw. Großbritannien arbeiten und leben, glauben, dass in unseren Gesellschaften die künstlerische Freiheit nicht auf dem Spiel stünde. Wie oben bereits angedeutet, kann der Liberalismus selbst, durch die Verpflichtung des Künstlers, bestimmten scheinbar wohlgemeinten...