2. Arbeiten
von Bernd Stegemann
Erschienen in: Kritik des Theaters (04/2013)
»Der Geist ist wesentlich Resultat seiner Tätigkeit: seine Tätigkeit ist Hinausgehen über die Unmittelbarkeit, das Negieren derselben und Rückkehr in sich.«
G. W. F. Hegel Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte83
Zentrum der Auseinandersetzung zwischen den Subjekten in der Welt ist das Begehren nach Anerkennung. Begreift man den hierdurch eröffneten Prozess als dialektische Bewegung, so entsteht der neue Begriff der Arbeit, der sich von der antiken Teilung menschlichen Handelns in herstellende Tätigkeiten (poiein) und soziale Handlungen (praxis) unterscheidet. Die herstellende Tätigkeit ist zielgerichtet und hat ihre Befriedigung in der Erreichung desselben mit Hilfe technischer Fertigkeiten und materieller Bedingungen. Das soziale Handeln hingegen ist intentional innerhalb der menschlichen Beziehungen. Es hat im Gegensatz zur Tätigkeit kein gegenständliches Ziel, das es nach den Gesetzen der Naturwissenschaften und dem Stand seiner verfügbaren Technik erreichen kann. Das soziale Handeln ist grundsätzlich unberechenbar in seinen Wirkungen, da die jeweils anderen Subjekte dabei Gegenstand der Beeinflussung sind. Das Subjekt wird als frei und damit nicht vorhersehbar gedacht, woraus folgt, dass sich alle menschlichen Handlungen in einer ungewissen Welt ereignen und Folgen haben, die niemand vorausberechnen kann.
Die Unberechenbarkeit der Folgen sozialer Handlungen war Ausgangsproblem für die griechische Polis. Ihre bis heute gültige Unterscheidung besteht darin,...