Freispielen
Vom Leben und Sterben
von Katja Kollmann
Erschienen in: Puppe50 – Fünf Jahrzehnte Puppenspielkunst an der HfS Ernst Busch Berlin (12/2023)
An der HfS Ernst Busch müssen sich die Studierenden des Studiengangs Zeitgenössische Puppenspielkunst im ersten Semester für den „kleinen Maschinenschein“ qualifizieren. Liest man die dreißig Seiten Modulbeschreibungen in Daumenkino-Geschwindigkeit, taucht immer wieder das Wort „Qualifikation“ oder das Wort „Qualifikationsziel“ auf. Beim etwas langsameren Querlesen kristallisiert sich heraus: Handwerk soll vermittelt werden.
Handwerk, das im Idealfall die Schwelle zur Kunst überschreitet. Im Grundlagen-Studium lernt man unter anderem „die Spezifika der unterschiedlichen Puppenarten erkennen“. Nach gut vier Semestern gibt es dann den ersten Freiversuch: das Freie Vordiplom, bekannt unter der Ernst-Busch-Marke „Freispiele“. Herrlich trocken kommentiert in der Modulbeschreibung als ein eigenständiges theatrales Ereignis von mindestens zwanzig Minuten mit dem Studierenden als Darsteller! „Die gewählte Spielform“ muss Puppen, Objekte, Masken oder „andere den Bereich des Theaters der Dinge zuzuordnende Erzählmittel mit einschließen“. Fazit: „Im Fokus steht die Stärkung der künstlerischen Autorenschaft“. Was gedruckt als klare Aussage daherkommt, entpuppt sich in der Realität als konfliktreiche Diskussionsgrundlage. Immer wieder geht es in den Bewertungsrunden um den Anteil des Figurenheaters am Spiel. Wird er als zu gering eingeschätzt, ist man durchgefallen.
Die Zuschauer:innen, die Ernst-Busch-Fans von außerhalb, die am Abend die beiden Bühnen der Hochschule bzw. das bat fluten, bekommen von diesen Interna nichts mit. Sie...