Internationale Vernetzung, Kooperation und Koproduktionsnetzwerke
von Henning Fülle
Erschienen in: Wir haben es einfach gemacht! – Reisen in internationale Theaterwelten (07/2024)
Wir haben bereits darauf hingewiesen, wie sich die Vertreibung und Auslöschung der zeitgenössischen Kunstund Kulturströmungen durch die Nazis in Deutschland auswirkte: dass nämlich die wesentlichen Impulse für die Entwicklung von Theater, das der Gesellschaft etwas zu sagen haben sollte, von außen kamen. So waren Etienne Decroux und Jacques Lecoq30 in Paris, Django Edwards in Amsterdam, Eugenio Barba in Holstebro und Jerzy Grotowski in Opole die ‚Meister‘, zu denen man durchaus ‚pilgerte‘, um von ihnen zeitgemäßes Theater zu lernen; oder man versuchte, sie einzuladen, in der Bundesrepublik Workshops zu geben: Die 1980er Jahre waren ein Jahrzehnt der Workshopkultur, in dem neben den schon genannten Ansätzen auch das „Method-Acting“, das Lee Strasberg in der Nachfolge Stanislawskis in den USA entwickelt hatte, nach Deutschland gebracht wurde. Axel Tangerding baute für diese Entwicklungsprozesse in Moosach bei München sein Meta-Theater; in Bremen versuchte Jürgen Müller-Othzen, ein Schauspielstudium zu institutionalisieren und auch in Hamburg und Westberlin gab es Versuche in diese Richtung.
Siegmar Schröder und das Theaterlabor Bielefeld gingen einen anderen Weg: Sie orientierten ihre Arbeit nicht zuletzt darauf, sie auf Festivals im Ausland zu präsentieren, sich aktiv in deren Kommunikationskanäle einzubringen und internationale Protagonist*innen mit ihren Arbeiten nach Bielefeld zu bringen, um von...