Magazin
Von Riot- und Rollenfestspielen
Ted Gaier: Argumentepanzer. Verbrecher Verlag, Berlin 2020, 216 S., 18,00 EUR.
von Erik Zielke
Erschienen in: Theater der Zeit: Zwillingsbruder eines Bürgerkriegs – Wajdi Mouawad und der Libanon (09/2020)
„Für immer Punk möchte ich sein / Für immer Punk / Willst du wirklich immer Hippie bleiben?“ Diese Zeilen des hymnengleichen Goldene-Zitronen-Klassikers schallten wohl durch die Zimmer mehrerer Generationen – mehr oder minder – revoltierender Jugendlicher. Was die Goldenen Zitronen von anderen Punkbands seit den achtziger Jahren in der Bundesrepublik unterscheidet, sind die textliche Qualität, die musikalische Experimentierfreude ohne Genregrenzen, ihr feines Gespür für Ironie und die Bevorzugung von Humor statt martialischem Auftreten – was ihr auch ein weitaus größeres Publikum geschaffen hat. Ähnlich wie Sänger Schorsch Kamerun, der sich auch als Romancier und Theaterregisseur einen Namen gemacht hat, ist Zitronen-Mitbegründer Ted Gaier nicht nur Instrumentalist und Texter der Gruppe, sondern in verschiedenen künstlerischen Zusammenhängen unterwegs. Auch vor dem Theater macht er nicht halt: etwa als Theatermusiker, als kontinuierlicher Kollaborateur von Gintersdorfer/Klaßen, oder als Teil des Schwabinggrad Balletts, das seit Jahren den Spagat wagt zwischen linker Demokultur und Performancekunst.
Nun hat der Verbrecher Verlag „Argumentepanzer“, einen Sammelband mit Texten von Gaier, herausgebracht: Dabei handelt es sich um überarbeitete Artikel zum politischen und popkulturellen Geschehen, zuvor veröffentlicht unter anderem in Spex, taz und junge Welt, um einen mal anerkennenden (Ton Steine Scherben), mal vernichtenden (Herbert Grönemeyer) Blick auf Musikerkollegen,...