Wenn wir im Flow sind
von Viola Schmidt
Erschienen in: Mit den Ohren sehen – Die Methode des gestischen Sprechens an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch Berlin (04/2019)
Flow bezeichnet ein schöpferisches Wohlbefinden, das nicht unbedingt an Inhalte, sondern vor allem an Aktivitäten gebunden ist. Der Theaterpädagoge und Schauspieler Dietmar Sachser hat den Theaterspielflow aus unterschiedlichen Perspektiven beschrieben. Ausgehend von einem phänomenologischen Ansatz zur Begriffsbestimmung und einer auf Interviews gestützten Feldforschung hat er die folgenden Komponenten des Theaterspielflows herausgearbeitet: Wenn sich das Spiel zwischen Über- und Unterforderung, zwischen Angst und Langeweile bewegt, stellt es eine Herausforderung dar. Das kann die Spieler in den Flow führen. Voraussetzung ist ein Rahmen, eine Spielvereinbarung, die Regeln, Ziele und Rückkopplungen einschließt. Handlungen und Bewusstsein verschmelzen und führen zu einem veränderten Zeitempfinden. So fokussiert, erhöht sich die Wahrnehmungsfähigkeit der Spieler, die sich selbst vergessen. In der Balance zwischen Sicherheit und Unsicherheit wird eine potenzielle Kontrollierbarkeit erlebt, die einschließt, sich spontan zu verhalten und Risiken einzugehen. Die Kompetenz der Spieler und ihr Selbst werden gesteigert.29 Die Spieler können ihren Spielraum erweitern. In der Interaktion mit anderen balancieren sie sich im Prozess von Geben und Nehmen spielend immer wieder aus. „Flow […] umschreibt einen ganzheitlichen emotionalen Zustand, der Außenwelt, Handlung und innere Befindlichkeit optimal integriert.“30
Auch in der sprecherzieherischen Arbeit spielen wir mit dem Körper, dem Atem, der Stimme und Sprache. Wir imaginieren...