Essay
How to Die (And Feel It)
Ein Versuch über Amphibien, Matroschkas und Kybernetik – nach einer Performance von SIGNA
von Katharina Alsen und Leonard Kaiser
Assoziationen: Österreich SIGNA Wiener Festwochen
Erschienen am 24.7.2025

Können wir das Sterben proben? Wie fühlt sich das letzte Jahr des eigenen Lebens an? Wodurch verändert sich das Jetzt, wenn es ein letztes Mal erlebt wird? – Für die Performance-Installation „Das letzte Jahr“ verwandelt das Kollektiv SIGNA die oberen Stockwerke des Funkhauses, dem Festivalzentrum der Wiener Festwochen, in ein Hospiz mit unklarer Vergangenheit und Gegenwart. Die drei Pflegestationen tragen blumige Namen: Rosenberg, Nelkental und Veilchenhang. Dort finden sich Wohnungen und Krankenlager, Behandlungszimmer und Sanitäranlagen wie auch Gemeinschafts- und Überwachungsräume, durchzogen von verhängten Fenstern, hinter denen in der Ferne Bombenschläge zu hören sind.
Die Produktion rahmt sich selbst als Inszenierung einer Simulation: Wie bereits in SIGNAs vorheriger Arbeit „Das 13. Jahr“ am Schauspielhaus Hamburg (2023) begrüßt die fiktive Firma Lethe Simulationswelten die abendlich rund 60 Teilnehmenden und stellt das Experiment vor. Ziel ist es, sich möglichst realitätsnah in das letzte Jahr des eigenen Lebens hineinzuversetzen – getreu der Devise: „Nicht spielen, sondern spüren“. Zum Einstieg gehört eine ritualisierte Annäherung an körperliche Schwäche und das Umkleiden in eine graublaue Klinikkluft. Wir sind gerüstet für unser „pflegebedürftiges Ich“, unsere Rolle, die auch eine Kennnummer und einen neuen Namen bekommt. Hier beginnt in Kleingruppen ein sechsstündiger Szenenparcours, durch den die Performer:innen führen. Sie...
Erschienen am 24.7.2025