Theater der Zeit

»Jeder Autor hat ein Grunderlebnis und das liegt meist ziemlich früh.« (Heiner Müller)

von Thomas Wieck

Erschienen in: Recherchen 169: Wir waren die Müller-Spieler – Hermann Beyer, Michael Gwisdek, Dieter Montag über die Kunst des Schauspielens in der DDR (01/2024)

Assoziationen: Heiner Müller Volksbühne Berlin

In dem unvorstellbar kurzen Zeitraum von sechzig Jahren (1871 bis 1933) durchlebte die deutsche Bevölkerung mehr oder weniger glimpflich davonkommend, drei sich wechselseitig aufs Blut bekämpfende Gesellschaftssysteme. In ihrer Mehrheit ordnete sie sich diesen widerstandslos unter, obwohl die neuen Macht- und Herrschaftssysteme tief in die Lebensbedingungen breiter Bevölkerungsschichten eingriffen. Das, was nationales Behauptungsvermögen scheint und oftmals auch so gefeiert wurde, ist wohl eher Ergebnis absoluter politischer Indolenz, Ausfluss einer langfristig erworbenen Fähigkeit zum Überleben unterhalb eines eigenen politisch-­gesellschaftlichen Gestaltungswillens, hier obwaltet eine ver­innerlichte Technik des historischen Verdrängens, Anpassens, des Gehorsams vor aller militärischen Herrschaft. In drei Kriegszügen zwischen 1864 und 1871 unterwarf das preußische Königreich, nachdem es 1848 die bürgerliche Revolution militärisch abgewürgt hatte, alle anderen Staaten des Deutschen Bundes, besiegte die beiden angrenzenden Großmächte Österreich-Ungarn und Frankreich, um ein preußisch majorisiertes Deutsches Reich zu gründen und somit Preußen zur europäischen Großmacht zu erheben. Die nationale Einheit des deutschen Volkes war Mittel zum Zweck.

Die politische und militärische Führung blieb überwiegend in den Händen der Aristokratie. Dagegen konzentrierte sich das Bürgertum auf die moderne Wirtschaft, […] politisch begnügte es sich mit einer untergeordneten Rolle, als politische Hilfstruppe der überwiegend agrarischen Konservativen wie als ohnmächtige liberale Opposition. Die Arbeiterschaft blieb ohnehin...

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