Chronik
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Ein kurzer Abriss des Berliner Kulturkampfs um die Volksbühne
von Erik Zielke
Erschienen in: Theater der Zeit: Vorsicht Volksbühne! – Das Theater. Die Stadt. Das Publikum. (08/2018)
April 1991: Ulrich Roloff-Momin, Senator für Kulturelle Angelegenheiten in Berlin, muss die Kulturlandschaft der Stadt neu ordnen. Ivan Nagel und seine Beiräte Friedrich Dieckmann, Michael Merschmeier und Henning Rischbieter empfehlen, Frank Castorf die künstlerischen Geschicke der Volksbühne leiten zu lassen. Das sogenannte Nagel-Gutachten und die Formulierung, dass die Volksbühne unter diesen Voraussetzungen binnen dreier Jahre „entweder berühmt oder tot“ sein werde, gehen in die Theatergeschichte ein.
8. Oktober 1992: Frank Castorf tritt seine Intendanz an und eröffnet die Spielzeit mit Shakespeares „König Lear“.
1995: Im dritten Jahr unter der Leitung von Castorf ist die Volksbühne Ost nicht tot, sondern weltberühmt.
1992–2017: Castorf schafft es, die bedeutendsten zeitgenössischen Theaterregisseure, etwa Christoph Marthaler, Christoph Schlingensief, Dimiter Gotscheff, Johann Kresnik, Herbert Fritsch und René Pollesch mit ihren Teams an sein Haus zu holen, und beherbergt ein Ensemble, in dem sich Schauspielgrößen wie Henry Hübchen, Alexander Scheer, Martin Wuttke und Sophie Rois finden. Bert Neumann, Anna Viebrock und Katrin Brack, die dort arbeiten, sind die wichtigsten Bühnenbildner ihrer Generation. Diese Zeit ist zum Teil auch gekennzeichnet durch Ablehnung in den Feuilletons. Immer wieder werden erneute Verlängerungen der Intendanz in Frage gestellt und auf kurze Zeiträume begrenzt. Personelle Wechsel sind keine Seltenheit. Zeitweise ist von...