„Möglicherweise habe ich mich zur Gesprächs- lust für dieses Buch durchgerungen, weil ich in den letzten Jahren so vielen Leuten begegnet bin, die mir vorschreiben wollten, wie ich gelebt haben soll“, bekennt Dieter Mann im Vorwort zu seiner „Autobiographie in Gesprächen“. Darin erzählt der ehemalige Protagonist und Intendant des Deutschen Theaters in Berlin seine Theatergeschichten aus über 40 Bühnenjahren, die zum Großteil auch ein Stück DDR-Geschichte sind. Er erzählt nachdenklich und mit Berliner Humor ein Theatermärchen von einem verschwundenen Reich, von alten Königen und Königinnen, von Zauberern und Drachen. Gleichzeitig erinnert er an den hoffnungsvollen Aufbruch nach 1945, an die Tragikomödien des Sozialismus im Kalten Krieg sowie an die Farce seines Untergangs 1989, in der die Theater des Landes zum letzten Mal zur Bühne der Politik wurden.
Ich habe Dieter Mann 1978 als Ariel in Friedo Solters Inszenierung von Shakespeares „Der Sturm“ gesehen, in der er ein erdverbundener Luftgeist war, der zugleich fliegen konnte. Mich beeindruckten seine Wandlungsfähigkeit und sprachliche Präzision, die scharf gezeichneten Widersprüche, mit denen er Shakespeares Zauberwesen als Zeitgenossen voller Zweifel und Fragen spielte. Für uns angehende Regisseure, Dramaturgen und Schauspieler war es ein Glücksfall, ihn Anfang der achtziger Jahre in dem grandiosen Ensemble des DT sehen...