Theater der Zeit

Magazin

Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel

Erst streicht die Stadt dem Autorentheaterprojekt Wiener Wortstätten die Förderung – dann droht ein EU-Projekt zu platzen. Mitgründer Bernhard Studlar im Gespräch

von Margarete Affenzeller und Bernhard Studlar

Erschienen in: Theater der Zeit: Die rote Revolution – Russland zwischen 1917 und der Gegenwart (11/2017)

Selbst das österreichische Kulturministerium kann oder will die Wiener Wortstätten nicht unterstützen – hier die beiden Gründer Bernhard Studlar (l.) und Hans Escher. Foto Anna Stöcher
Selbst das österreichische Kulturministerium kann oder will die Wiener Wortstätten nicht unterstützen – hier die beiden Gründer Bernhard Studlar (l.) und Hans Escher. Foto: Anna Stöcher

2005 gründete der Dramatiker Bernhard Studlar gemeinsam mit Regisseur Hans Escher das interkulturelle Autorentheaterprojekt Wiener Wortstätten. Dieses widmet sich in verschiedenen Formaten der Vernetzung zwischen österreichischen und internationalen Autoren, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, die aber auf Deutsch schreiben. Die Wiener Wortstätten verstehen sich als Plattform und Forschungslabor, als Vermittler zwischen Theaterbetrieb und Schreibtisch. Nun kämpft das renommierte Autorentheaterprojekt ums Überleben.

Herr Studlar, der Antrag der Wiener Wortstätten auf Konzeptförderung wurde im März dieses Jahres vom Kulturamt der Stadt Wien abgelehnt. Wissen Sie, warum?
Leider nein, zumindest nicht genau. Wir hatten im Herbst 2016 mit der zuständigen Jury ein ausführliches Hearing, in dem wir unser Vierjahreskonzept vorgestellt haben, haben aber danach bis zum heutigen Tag nichts mehr von ihnen gehört. Die Nachricht, dass wir keine Konzeptförderung erhalten, hat uns sehr unerwartet getroffen.

Ein offener Brief wurde auch von prominenten Unterstützern der Wiener Wortstätten wie Elfriede Jelinek, Ulrich Seidl oder Martin Kušej unterschrieben. Hat dieser Aufruf etwas in Ihrem Sinn bewirkt?
Ja, absolut. Erstens hat uns die prominente und breite Unterstützung sehr gefreut, weil sie zeigt, dass unsere Arbeit von vielen Menschen im deutschsprachigen Theaterraum und darüber hinaus geschätzt wird. Zweitens hat uns dieser Brief die Tür zu weiteren Gesprächen mit...

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