Es gibt keine Krise des Theaters. Eine Krise des Sprechens über Theater gibt es offenbar schon! Diese Einsicht vermitteln die gerade vorgelegten 465 Seiten von Thomas Schmidt, Professor für Theater- und Orchestermanagement an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main. Mit Friedrich Schiller stellt der Autor das Motto gewissermaßen als Status quo ante voran: „Geben Sie Gedankenfreiheit, Sir!“ – Geschenkt, wenn es im „Don Carlos“ wahrscheinlich „Sire“ heißt. Im missgeschicklichen Wortwitz offenbart sich dagegen der mitgesagte, durchaus zeitgenössische Tenor: „Man wird doch noch mal sagen dürfen!“ – Soll das die Stoßrichtung der „Kritik des deutschen Theatersystems“ sein, wie der vormalige Direktor des Deutschen Nationaltheaters und der Staatskapelle Weimar (2003 bis 2013) sowie auch deren Intendant (Spielzeit 2012/13) sein gerade bei Springer VS erschienenes Buch „Theater, Krise und Reform“ untertitelt?
Wahrlich, nein, Schmidt redet nicht mit Schaum vor dem Mund. Das Thema ist auch zu wichtig, um es salbungsvoll in kulturpolitischer Quacksalberei zu baden. Das Buch ist ein substanzieller Beitrag zur laufenden Debatte um die Zukunft der Theaterarbeit in Deutschland. Es ergänzt sinnvoll die vielen Wortmeldungen, wenn auch hier nur um eine – allerdings hervorragende – Diskussion diverser quantitativer Zugänge. Reizvoll setzt Schmidt mit der Finanzproblematik am...