Stück

Verbotene Spiele

Zum Tod des Dramatikers Klaus Rohleder

Erschienen in: Theater der Zeit: Christoph Hein und Ingo Schulze: Rasender Stillstand – Fragen an die deutsche Wirklichkeit (10/2013)

Assoziationen: Dramatik

Klaus Rohleder ging über das Meer. Er ist mit 78 Jahren gestorben, wie er gelebt und geschrieben hat. Ohne Umschweife. Immer fragte er rundheraus, ob es Dinge gibt, die ganz für sich und unabänderlich sind. Sein Schreiben war der persönliche Weg, die Welt zu verstehen. Ein befreiender Weltzugang, zu gestalten und die Dinge zu inszenieren, statt alles nur unabänderlich geschehen zu lassen. Er bewegte sich deutlich heraus aus vorgefundenen Bezügen.

1935 im thüringischen Waltersdorf in eine landwirtschaftliche Ordnung hineingeboren, die sich unentrinnbar in einer Kollektivierung auflöste, um dann nach einer überraschenden „Wende“ wieder in einer bäuerlichen Neueinrichtung zu münden. Rohleder wollte dieser Prägung entfliehen, spürte Vakanzen, suchte das verlockend ungelebte Leben. Er kämpfte gegen die Insignien eines falschen Lebens, doch trennte er sich bis zuletzt nicht von seinen Ursprüngen. Die Kunst wurde für ihn nicht das Mittel, die Welt zu ändern, aber zum Versuch, sie zu überleben. Es war Notwehr. Aus der Angst, sich selbst zu verfehlen, begann er zu schreiben. Spät, da war er fast vierzig. Rohleder hat gespürt, die Realität an sich genügt zum Schreiben so wenig wie die Biografie des Autors. Er unterlief das Reale und zog es in einen sanften Surrealismus. Was ihm als Dramatiker expressiver...

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