Zwölf Untersuchungsausschüsse waren in Bund und Ländern bislang schneller als die Justiz. Doch auch Tausende Seiten föderaler Parlamentarismus bieten bislang keine Aufklärung über ein Phänomen, das in den fünf Jahren seit seiner Entdeckung bereits rund 80 deutsche Theaterstücke hat entstehen lassen und als Abkürzung medial zur neuen Marke NSU stilisiert wurde. Der „Nationalsozialistische Untergrund“, ein offenbar mindestens zehnfaches Mördertrio, hat enorme gesellschaftliche Sprengkraft entwickelt. Das elftägige Festival „Unentdeckte Nachbarn“ – selbstbewusst Theatertreffen genannt – beschäftigt sich fünf Jahre nach dem Tod von Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos mit dem Leben der Terrorgruppe. Und zwar genau dort, wo sie nach ihrer Flucht aus Jena zusammen mit Beate Zschäpe untergetaucht waren: in Chemnitz und Zwickau. Insgesamt 13 Jahre hausten sie hier – durchaus in Kontakt zur Außenwelt, überliefert sind auch Sommerurlaube im Wohnmobil am Ostseestrand – vermeintlich unerkannt bis unbehelligt.
Ambitioniert wäre für das Treffen arg untertrieben. Initiiert von der freien Künstlergruppe Grass Lifter hatte das Festival unter Projektleitung von Franz Knoppe zum Ziel, Erinnerung, Aufarbeitung und Aufklärung in neue Wege zu leiten und so zu stärken. Die Gruppe hatte im Vorfeld zahlreiche Kooperationspartner gewinnen können, darunter die Theater Chemnitz, vertreten durch Gundula Hoffmann, Chefin der Chemnitzer Figurentheatersparte, sowie rund 140 000...