5.1. Zur Metonymie
von Sebastian Kirsch
Erschienen in: Das Reale der Perspektive – Der Barock, die Lacan’sche Psychoanalyse und das ‚Untote‘ in der Kultur (07/2013)
Das Thema des Herrensigifikanten hat Lacans Reformulierung der »Traumdeutung« bereits angerissen. Abschließend möchte ich nun noch zu seiner linguistischen Deutung der Traumarbeit kommen. Zu Beginn der »Maß für Maß«-Lektüre in Kapitel III habe ich kurz darauf hingewiesen, dass die beiden Begriffe »Engel« und »Münze«, die im Namen Angelo widerstreitend enthalten sind, sich den rhetorischen Stilmitteln der Metapher (Engel) und der Metonymie (Münze) zuordnen lassen, den beiden Tropen also, deren Struktur der frühe Lacan, auf den Erkenntnissen Roman Jakobsons aufbauend, in den beiden wesentlichen Traumprozessen »Verdichtung« und »Verschiebung« wiederentdeckt. Wie sieht ihr Zusammenspiel genau aus?
Der Text, in dem sich Lacan Metonymie und Metapher in Bezug auf Freuds »Traumdeutung« am ausführlichsten gewidmet hat, ist »Das Drängen des Buchstaben im Unbewussten«, sein berühmter Vortrag von 1957, der zugleich im Kontext seines dritten Seminars über »Die Psychosen« (1955/1956) steht.65 Ich werde Lacans vielkommentierte Überlegungen hier freilich nur ausschnittweise umreißen, um sie in den Zusammenhang des bereits Gesagten zu stellen. Zuerst wird es dabei ausführlich um die Metonymie gehen, die im 17. Jahrhundert nicht nur ein wichtiges Stilmittel, sondern vielmehr das basale sprachliche Verknüpfungsmoment in Allegorie und concetto selbst bildet. Angesichts ihrer Verwandtschaft mit der Sphäre des Visuellen ist es nicht verwunderlich, dass die...