Anne Tismer ist eine der berühmtesten Schauspielerinnen der Republik. Aber viele fragen sich, wo sie steckt, was sie macht. Die Antwort ist: Sie lebt in Togo … Doch wie alle einfachen Antworten ist das nur die halbe Wahrheit. Also der Reihe nach.
Tismer, Jahrgang 1963, hat sich einen Namen gemacht als Protagonistin bei Jürgen Kruse in Freiburg, Stuttgart und Bochum (1989–1997), als unvergessliche Nora in der Ostermeier-Inszenierung an der Berliner Schaubühne (2003). Sie hat auch mit Luc Bondy und Peter Stein gearbeitet, mit Dieter Giesing und Tom Kühnel und vielen weiteren Regisseuren, war Schauspielerin des Jahres, wurde von Publikum und Presse gefeiert, bekam Preise und Auszeichnungen. Sie war und ist ein Star, aber je berühmter sie wurde, je prominenter sie spielte, desto mehr (ver)zweifelte sie am deutschen Stadt- und Staatstheater, an seinen Hierarchien und Abhängigkeiten.
Schon in ihrer Zeit an der Schaubühne flüchtete sie gern in andere Gefilde. So hat sie zum Beispiel bei Constanza Macras’ Tanzstück „Big in Bombay“ mitgemacht, bescheiden in der hinteren Reihe und doch unübersehbar. Sie nahm an Kunstaktionen von John Bock teil und gehörte später zu den Begründern des Ballhauses Ost in Berlin, wo sie eigene Kunstaktionen und Performances entwickelte. „Das Ballhaus Ost haben wir...