Theater der Zeit

Magazin

Ein großer Ensemblespieler

Der Leipziger Schauspieler Dieter Jaßlauk ist gestorben

von Matthias Caffier

Erschienen in: Theater der Zeit: Lilith Stangenberg: Kunst ist Bekenntnis (12/2019)

Assoziationen: Schauspiel Leipzig

Anzeige

Anzeige

Das erste Mal auf der Bühne erlebte ich Dieter Jaßlauk 1978 als Peachum in Stralsund; eine Rolle, wie für ihn geschaffen. Mit seiner ungewöhnlichen Stimme, seiner Bühnen­präsenz und dem kleinen Schuss Verschmitztheit gab er dieser Figur aus Brechts „Drei­groschenoper“ ein unverwechselbares Gesicht. Zu diesem Zeitpunkt stand der 1934 in Dresden geborene Schauspieler bereits zwanzig Jahre auf der Bühne. Begonnen hatte er seine Laufbahn 1958 in Meiningen, von wo er über Stralsund nach Leipzig kam und hier bis 2007 zum festen Ensemble gehörte, ihm ­danach als Gast weiter verbunden blieb.

Mit Geduld und Beharrlichkeit verstand er es, auch hier seine „Marke“ zu setzen. Einprägsam und unverwechselbar sind mir seine Shakespear’schen Figuren: ob als Narr, Pater Lorenzo, Schauspieler und Totengräber oder Nestor. Unvergessen auch sein Tschibis in ­Heiner Müllers „Zement“, wo er in noch zwei weiteren Rollen brillierte, und – ganz großes Kino – sein stummer Auftritt zusammen mit Marylu Poolman in Wolfgang Engels Inszenierung des Peter-Handke-Stücks „Die Stunde da wir nichts voneinander wussten“.

Dieter Jaßlauk verlieh zahlreichen Hörspielen seine markante Stimme und vielen TV-Produktionen sein Gesicht und Profil. Egal, wo er auftrat: Stets gelangen ihm scharf umrissene, differenzierte Rollenpor­träts. Höhe- und zugleich Schlusspunkt ­seiner künstlerischen Laufbahn war die Aase in Henrik Ibsens „Peer Gynt“. Mit dieser ­Rolle hat er sich 2018 von der Bühne eindrucksvoll verabschiedet. Am 9. Oktober ist Dieter ­Jaßlauk im Alter von 85 Jahren ge­storben. Die Leipziger Kolleginnen und ­Kollegen würdigen ihn in ihrem Nachruf ­treffend als „Fürsprecher einer Figur“ und kollegialen ­Ensemblespieler, der mit seinem Spiel „leise, aber nachdrücklich, berührend und be­sonders“ das Theater geprägt hat. Danke, Dieter. //

Am 6. Dezember um 20 Uhr findet unter dem Titel „Ach, wenn das doch alles nicht so maßlos traurig wäre“ auf der Hinterbühne des Schauspiels Leipzig eine Gedenkveranstaltung für Dieter Jaßlauk statt.

teilen:

Assoziationen

Neuerscheinungen im Verlag

Cover Recherchen 167
Cover Rampe vol.2
Cover B. K. Tragelehn
Charly Hübner Buch backstage
Cover XYZ Jahrbuch 2023
Recherchen 162 "WAR SCHÖN. KANN WEG …"
"Scène 23"
"Zwischen Zwingli und Zukunft"
Recherchen 165 "#CoronaTheater"
"Die Passion hinter dem Spiel"
Arbeitsbuch 31 "Circus in flux"
"Passion Play Oberammergau 2022"
Recherchen 163 "Der Faden der Ariadne und das Netz von Mahagonny  im Spiegel von Mythos und Religion"

Anzeige