Kolumne
Materialschlacht
Erschienen in: Theater der Zeit: Zur Sache, Schatz! – Über Lohnunterschiede und Lolita-Klischees (03/2018)
Assoziationen: Debatte
Anfang November deutete ich einen Artikel in der Wochenendausgabe der Süddeutschen Zeitung über das nahende Ende der Geisteswissenschaften an deutschen Universitäten als Kassandraruf. Ich glaube zu Recht.
Das kapitalistische Wirtschafts- und Gesellschaftssystem – ein anderes gibt es auf dem Globus nicht mehr – rationalisiert alles weg, was keinen materiellen Profit verspricht. Und der kultivierte Geist verspricht so was nicht. Deshalb hält man ihn in der alles dominierenden, instinktgeleiteten Wirtschaftswelt für überflüssig und obendrein vor allen Dingen für lästig. Also weg damit! Die Politik bewerkstelligt den Vollzug.
Im Duden wird Profit noch mit Nutzen; Gewinn; Vorteil umschrieben. Das sind Begriffe, hinter denen man nicht unbedingt Arges vermuten muss. Doch hat das Wort Profit seine Unschuld verloren – sollte es die mal gehabt haben. Aber davon müssen wir ausgehen, da uns gelehrt wurde, dass sogar Adam und Eva einst unschuldig waren.
Zum Wort Profit hat sich das Wort Akkumulation gesellt. Auch kein von Grund auf arges Wort. Anhäufen, Sammeln war damit gemeint. Im Herbst haben die Menschen die von den Bäumen gefallenen und aus dem Boden gewachsenen Früchte gesammelt, geerntet und eingelagert. Alles, was nicht sofort verbraucht werden konnte, weil es im Überfluss da war, ist angehäuft worden, um übers Jahr hinweg...