Die Weltoffenheit des Festivals als Konterpart zur reaktionären Politik des Regimes
von Julius Heinicke
Erschienen in: Recherchen 148: Sorge um das Offene – Verhandlungen von Vielfalt im und mit Theater (05/2019)
Mit der zunehmenden wirtschaftlichen Krise verabschiedete sich Mugabe und seine Regierung jedoch von der Kulturförderung. Der aktive politische Einfluss auf die Gestaltung des Kulturschaffens nahm dementsprechend ab, und es kam wohl nicht von ungefähr, dass nun Bagorro, der seinen Lebensmittelpunkt größtenteils nach New York verlagert hat, der Stadt, welche Ende der 1990er Jahre das Symbol der westlichen Welt war, mit der Gründung des „Harare Festivals of the Arts“ zunächst einen Großteil der Finanzierung von Kunstproduktionen in Zimbabwe übernahm. Zweifelsohne verfolgte er eine ganz anders gelagerte Kulturpolitik, die zwar an die Politik der Vielfalt anknüpfte, welche die Regierung Zimbabwes bereits in den ersten Jahren nach der Unabhängigkeit 1980 präferierte, aber in gewisser Weise vornehmlich auch die Interessen der westlichen Welt und ihrer Wirtschaft förderte.
Mugabes Politik der friedlichen Versöhnung und gemeinsamen Zukunft der verschiedenen kulturellen Gruppen in den ersten Amtsjahren hatte nicht nur international zu Anerkennung geführt. Kunst-, Kulturschaffende und Menschen mit alternativen Lebensentwürfen kamen in das südafrikanische Land. Neben den Theatern wuchsen in Zimbabwe weitere Künste wie etwa Literatur, Malerei und Skulptur zu bedeutenden Szenen mit internationaler Reputation. Die German Zimbabwean Society und das Goethe-Zentrum in Harare wurden Anfang der 1980er gegründet, und Kulturinstitutionen anderer Länder wie das British Council...