England
Theatre Workshop
Eine englische Avantgarde-Bühne
von W. Davidson
Erschienen in: Theater der Zeit: Diskussionen ohne Grundlage (11/1946)
Den Namen „Theater-Werkstatt“ hat sich eine Gruppe englischer Schauspieler und Theaterfachleute zugelegt, die zur Zeit im Norden Englands wirkt.
1937 bildete Joan Littlewood, die gegenwärtige Leiterin dieser Theatergruppe, eine Spielgemeinschaft „Theaterunion“. Während der kurzen, aber ereignisvollen Tätigkeit der Gesellschaft umfasste das Spielrepertoire Stücke wie „Fuente Ovejuna“ (englische Aufführung), „The Good Soldier Schweik“ nach der Novelle von Jaroslav Hasek sowie „Lysistrata“ von Aristophanes.
Kurz nach Ausbruch des Krieges 1939 musste sich das Ensemble auflösen; es konnte aber 1945 mit einem Stamm einiger alter Mitglieder wieder ins Leben gerufen werden. Sehr bald war es möglich, es voll mit Berufsschauspielern unter dem gegenwärtigen Namen in Kendal als Standquartier zu besetzen.
Die „Theater-Werkstatt“ will eine klare, ästhetische Linie als Grundlage ihres Wirkens zielbewusst einhalten. Kunst und wirtschaftlich-sozialer Aufbau scheinen der Leitung dieser Künstlergemeinschaft untrennbar. Eingehendes historisches Studium in den letzten Jahren hat zu dem Schluss geführt, dass alle große Kunst ihren Ursprung gerade in den fortschrittlichsten Kreisen der menschlichen Gesellschaft hat. Leider findet jedoch im heutigen England die Kunst gerade bei denen nicht den gewünschten Anklang, die am stärksten von der gegenwärtigen sozialen Umschichtung betroffen werden.
In seinem Werk „Marxismus und Dichtkunst“ (Marxism and Poetry) behauptet Professor Thompson, die bürgerliche Dichtkunst habe ihre Verbindung...