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Film: Die Welt der Wunder
von Ralf Schenk
Erschienen in: Theater der Zeit: Aleksandar Denic: Realität des Absurden – Bühnen für Castorf in Berlin und Bayreuth (06/2013)
An Regisseur Terrence Malick scheiden sich die Geister. Viele halten seine Filme für esoterisch, schwülstig, Kitsch. Für andere sind sie spirituelle Exkurse, zu Bildcollagen geronnene philosophische Welterfahrungen. Eine stringente Fabel ist dem Regisseur dabei weit weniger wichtig als das visuelle Wechselspiel der Natur: Zu seinen bevorzugten Motiven gehören Wolken, Gräser, Bäume, das durchs Laub fallende Licht oder knabbernde Heuschrecken. Manchmal verschwinden die Menschen ganz aus der Handlung, um dem Strom des Daseins, das sie umgibt, genügend Raum zu verschaffen.
Das alles gilt auch für To The Wonder, das neueste, von Emmanuel Lubezki fotografierte Werk des Meisters. Es ist die von opulenten Streicherklängen begleitete Geschichte eines Amerikaners (Ben Affleck), der sich in Frankreich in eine junge Frau (Olga Kurylenko) verliebt und sie mit in seine Heimat, nach Oklahoma, nimmt. Dort gerät die Beziehung in eine Krise. Malick verknüpft diese keineswegs linear erzählte Story mit der Figur eines Priesters (Javier Bardem), der an seinem Glauben zweifelt und ebenfalls in eine Sinnkrise gerät. Terrence Malick schafft so einen Diskurs über die Vertreibung aus dem Paradies und die ewige Sehnsucht, dorthin zurückzufinden.
Das „Wunder“ begegnet uns auch im Titel eines anderen Films: In Ihr werdet euch noch wundern des französischen Altmeisters Alain Resnais erhält...