Wie wir Wahrnehmungsreize verarbeiten
von Viola Schmidt
Erschienen in: Mit den Ohren sehen – Die Methode des gestischen Sprechens an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch Berlin (04/2019)
Wir sollten uns an dieser Stelle ein ungefähres Bild davon machen, wie unser Gehirn aufgebaut ist und wie es Sinnesreize verarbeitet. Unser Zentralcomputer besteht aus Großhirn, Zwischenhirn, Kleinhirn und Stammhirn. Das Stammhirn steuert die reflexartig ablaufenden Vorgänge im Körper wie Herzschlag, Atem, das Regulieren der Körpertemperatur, den Schluck-, Husten- und Würgereflex. Es ist der entwicklungsgeschichtlich älteste Teil unseres Gehirns, eine Region, die vom Hirnforscher Paul McLean als Reptilienhirn bezeichnet wurde. Im Kleinhirn werden unsere Körperbewegungen und Körperhaltungen koordiniert und gegen die Schwerkraft ausbalanciert. Das Zwischenhirn umfasst den Thalamus, der sensorische Informationen an das Großhirn weiterleitet, und den Hypothalamus, der zusammen mit der Hypophyse das Nerven- und Hormonsystem verbindet und das innere Gleichgewicht, die Homöostase im Körper erhält. Das Großhirn besteht aus zwei Hemisphären, die durch den Balken (Corpus callosum) verbunden sind. Die linke Körperseite ist mit der rechten Hemisphäre verbunden, die rechte mit der linken. Die Nervenfasern, die vom Körper in das Gehirn führen, kreuzen sich im verlängerten Rückenmark. Die beiden Hemisphären sind in vier Bereiche unterteilt: Der Frontallappen an der Stirnseite des Kopfes verarbeitet sensorische Signale, indem er sie mit Gedächtnisinhalten und emotionalen Bewertungen verbindet und auf diese Weise das Verhalten steuert. Der Parietallappen am Scheitel des Kopfes ist...