Die Gründe können Sie sich googeln
von Milo Rau und Wolfgang Höbel
Erschienen in: Die Enthüllung des Realen – Milo Rau und das International Institute of Political Murder (11/2013)
Wolfgang Höbel / Milo Rau
Wolfgang Höbel Herr Rau, Sie haben im März in Ihrem dreitägigem Spektakel „Die Moskauer Prozesse“ in der russischen Hauptstadt unter anderem die Verurteilung der Punkband Pussy Riot von Experten und Betroffenen auf die Bühne geholt und wollten nun für eine Filmversion der dokumentarischen Theater-Aktion abermals in Moskau drehen. Waren Sie überrascht, dass das russische Generalkonsulat Ihnen eine Einreise verweigert?
Milo Rau Es ist ein krasses Statement, mich nicht mehr nach Russland hineinzulassen. Ich hätte nicht gedacht, dass die Beamten und Politiker in Moskau so extrem reagieren. Ich werde es natürlich auch in meinem Film zum Thema machen.
Höbel In welcher Form hat man Ihnen mitgeteilt, dass Sie in Russland nicht erwünscht sind?
Rau Als der Visumsservice im Generalkonsulat anfragte, hieß es, mein Name stehe auf einer Liste von Personen, die nicht nach Russland einreisen dürfen. Ich habe dann an das russische Generalkonsulat zwei Anfragen gestellt, wie man das begründet. Aber darauf gab es keine Reaktion. Beim Visumsservice sagte man mir: „Die Gründe für das Verbot können Sie googeln, indem Sie Ihren Namen eingeben.“
Höbel Nach dem Bekanntwerden des Einreiseverbots gegen Sie haben diverse russische Künstler und Oppositionelle protestiert, die Pussy-Riot-Aktivistin Jekaterina Samuzewitsch nannte die Entscheidung...