Jannis Kounellis und Heiner Müller begegneten sich zuerst bei der von ihnen gemeinsam mit Rebecca Horn konzipierten Ausstellung „Die Endlichkeit der Freiheit“, Berlin 1990. Danach lud Heiner Müller Kounellis zur Mitarbeit bei „Mauser“ am Deutschen Theater ein. Über die Zusammenarbeit schrieb Kounellis den Text „Für Heiner Müller. Rom, 7. Oktober 1999“*. Kounellis blieb Heiner Müller stets verbunden. Am 16. Februar 2017 ist er in Rom gestorben.
Es war immer ein großer Moment, mit Jannis Kounellis einen Raum zu betreten, den er nicht kannte, der auf ihn wartete, seine Konzentration zu erleben, mit der er den Raum aufnahm, ein Ausmessen und Bestimmen. Kounellis verschaffte dem Raum eine andere Schwerkraft durch die Setzung einer Vertikalen, die ihn durchdringt, hinabführt durch den Boden, hinaufführt durch das Dach, Himmel und Erde verbindend. Sie fängt die Energieströme auf, stellt eine Zentralität her und transformiert den Raum in ein Spannungsfeld.
Kounellis bestimmte dieses Spannungsfeld durch eine Setzung von Materialien: Eisentafeln, Kohle in Säcken, in Loren, Apothekerwaagen, darauf gehäuft Kaffee, Segel, irdene Krüge, Tische, Taukreuze, gestürzte Kreuze. Der Klang der einmal geleisteten Arbeit, in das Material eingegangen, war wieder zu hören. Ein Werkraum. Stillgelegte Arbeit. Die Schwere des Materials, die Anstrengung, es nutzbar zu machen, die Schönheit...