Herr Castorf, in Ihrem „Ring“ ist das Öl das Gold des Rheins. Wie sind Sie darauf gekommen und warum?
Es ist schon mit dem Gold so ein Problem, als Tauschobjekt. Richtig essen kann man es nicht. Und Öl können wir auch nicht essen. Aber fast alles funktioniert über dieses Öl. Und vor allen Dingen Kriege, menschliches Unglück. Das zieht sich durch wie eine Blutspur. Am Ende des „Rings“ wird die Welt entbrannt sein. Es werden zur Wahl gehende Demokraten vorkommen, die „Heil“ schreien. Aber tatsächlich merken wir, dass da eine ungeheure nihilistische Stimmung ist, die vielleicht aber auch schön ist – dass nichts bleibt, wie es war. Diese demokratischen Segnungen, die wir alle erfahren – da müssen wir sagen, die sind entstanden über Blut und Terror. Das war nicht anders als die ursprüngliche Akkumulation, die der Kommunismus in Sowjetrussland erfahren hat. Für mich ist die zwiespältigste Figur der Hagen. Eine böse Figur, eine schöne Figur, eine anarchische Figur, aus Dreck geboren, Spottgeburt, etwas Mephistophelisches. Das sind immer so die Spiele, die mich interessieren. Ein forcierter Eklektizismus, den ich versuche, in so einer Inszenierung auf die Bühne zu bringen, auch mit einem Sinn für Humor.
Sie haben gerade bei Hagen diese...