Das Schicksal der syrischen Jugend – das Theater der Raghda Al Sharani
von Mudar Al Haggi
Erschienen in: Recherchen 104: Theater im arabischen Sprachraum – Theatre in the Arab World (12/2013)
Mit ihrem einzigartigen Können hat diese zierliche, syrische Frau beschlossen, der Grobheit der Dinge ihre zarte Stimme entgegenzusetzen. Sie trotzt der rauen Welt mit einem Übermaß an Zärtlichkeit; sie konfrontiert das Theater mit der Wahrheit. Die syrische Theaterregisseurin Raghda Al Sharani hat sich entschieden, zu sein und zu sagen, was sie will — ungeachtet der Umstände und der Widerstände in ihrem Leben.
Ihre Kindheit war von einem abwesenden Vater und einer streitbaren Mutter sowie von langer Krankheit geprägt, die das Kind von der Umwelt isolierte – in den syrischen Bergen mit ihrer einzigartigen Natur.
Raghdas Bekanntschaft mit der Kunst gestaltete sich dabei ungewöhnlich: „In meiner Kindheit war Kunst für mich vor allem mit vier Dingen verknüpft: einem weißen Stück Stoff, Eis, Charlie Chaplin und meinem Großvater. Mein Großvater arbeitete als Tischler und besaß ein Kino in der Nähe unseres Wohnortes, und in seinem Haus hatte er einen kleinen Bukra-Kinoautomaten. Wenn er abends nach Hause kam, befestigte er zu meinem Vergnügen ein großes weißes Stück Stoff an der Wand und fing an, uns darauf Stummfilme vorzuführen; Charlie Chaplin, Laurel und Hardy und kleine Clips, die er von mir und meiner Familie aufgenommen hatte. Abends legte er dann Platten auf den Phonographen,...