Von denkenden Werkzeugkisten und unwissenden Lehrmeistern
Ein Zwischenruf
von Jan Deck
Erschienen in: Recherchen 105: Wie? Wofür? Wie weiter? – Ausbildung für das Theater von morgen (03/2014)
1. Unwissende Lehrmeister
Auf der Zukunftskonferenz „Wie? Wofür? Wie weiter? Perspektiven der Ausbildung in den darstellenden Künsten“ an der ADK Ludwigsburg war ich über das Auftreten vieler Ausbildungsstätten extrem überrascht. Begriffe wie Tradition, Handwerk oder Meisterschaft stehen nicht selten im Mittelpunkt der Diskussion über die Ausbildung von Schauspielern, Regisseuren oder Dramaturgen. Dabei fragt man sich, warum man auf einem dynamischen und sich immer wieder verändernden Feld wie dem der darstellenden Kunst, also genau dort, wo junge Künstler ihren Start in die Professionalität nehmen sollen, immer noch Standards verwaltet statt Weiterentwicklungen zu fördern. Sollte nicht gerade in den Ausbildungsstätten ein Geist von Neugierde und Experimentierfreudigkeit herrschen? Ist es denn nicht das Interesse an den werdenden Künstlern, das etablierte Theaterschaffende dazu bewegt, an die Ausbildungsstätten zu gehen?
So wichtig es ist, dass in der Ausbildung grundlegende Fertigkeiten vermittelt werden, ist es doch unerlässlich, dass man die jungen Künstler an ästhetischen Weiterentwicklungen teilhaben lässt. Für die Zukunft des Theaters wie für die Ausbildung könnte eine Fragestellung von Heiner Goebbels interessant sein: „Wie muss ein Theater heute aussehen, wenn wir wollen, dass in ihm morgen etwas entsteht, was wir jetzt noch nicht kennen?“1 Sollte es also nicht bei der Theaterausbildung weniger um Traditionspflege...