Gespräch
„Wir sind einfach nicht an den Ball gekommen“
von Charly Hübner und Hans-Dieter Schütt
Erschienen in: backstage: HÜBNER (01/2023)
HANS-DIETER SCHÜTT: Jetzt ein Schnitt in unseren Gesprächen.
Oder anders gesagt: Umschaltspiel.
CHARLY HÜBNER: Umschaltspiel? Klingt nach Fußball.
Genau. Eine Entweder-oder-Frage wie die nach der Entscheidung zwischen den Beatles und den Stones oder beim Berliner zwischen Currywurst und Bulette: Messi oder Ronaldo?
Was ich stets mochte, war dieser große Dialog zwischen beiden. Zwei Existenzmodelle. Pure Intuition ist das eine Modell, kräftige Maschinerie das andere. Natur und Kultur. Die Kreatur und das Organische gegen die Kultur und die Organisation des Perfekten. Mir gefiel Messis unbedingte Treue zu Barcelona. Überhaupt Barcelona, zu Zeiten von Pep Guardiola: Es musste sich organisch ergeben, dass ein Tor fällt, es musste ganz natürlich zustande kommen. Und es kam zustande, indem man den Ball laufen ließ, indem man ihn also nicht nach vorn drückte, nein, es gelang, den Ball laufen zu lassen und dafür zu sorgen, dass ihn die anderen nicht bekommen. Guardiolas Mannschaft betrieb damals auch nicht diese standardisierten Aufwärmübungen vorm Spiel, diese Vorarbeiten für Arbeit, nein, die Spieler tänzelten sich gemeinsam mit dem Ball in diese Technik des „one touch“ ein – wie eine Choreografie war das, zwanzig Minuten lang. Das Schwere üben, als wäre es ganz leicht.
Wobei natürlich auch Ronaldo ein...