Wenige Schritte von der Schaubühne Lindenfels im Leipziger Westen liegt das sogenannte Jahrtausendfeld. Früher standen hier Industrieanlagen, in denen im Zweiten Weltkrieg auch Zwangsarbeiter eingesetzt wurden. Zur Zeit der DDR wurden an diesem Ort Bodenbearbeitungsgeräte produziert. Nach der deutschen Wiedervereinigung und dem Abriss der Werkhallen fanden hier Kunstaktionen statt, wozu auch die Nutzung als begehbares Roggenfeld gehörte. Auf dieser Brache ließ sich vor knapp zwei Jahren das Projekt „Völkerschlachten“ mit temporären Unterkünften für Künstler und neun internationale Autoren nieder, um das Thema Krieg kollektiv und theatral zu bearbeiten.
Rückblick: Anlässlich des 200. Jahrestages der Völkerschlacht im Jahr 2013 wollte die Stadt Leipzig hoch hinaus. Es sollte ein Fest der europäischen Verständigung mit europäischen Gästen stattfinden. Die mörderischen Ereignisse von 1813 sollten als Geschichtslektion für eine bessere Zukunft genutzt und umgedeutet werden – was jedoch weitgehend scheiterte, da sich die erhofften privaten Großsponsoren nicht fanden. Wer das kolossal plumpe, ästhetisch dubiose Völkerschlachtdenkmal vor Augen hat, das an die geschichtlichen Gräuel erinnert, den dürfte die Zurückhaltung privater Geldgeber kaum überraschen. Die historische Nachstellung der Ereignisse auf den ehemaligen Schlachtfeldern war der Tiefpunkt des Jubiläumsprogramms. Gemütliches Biwaken auf dem Boden, in den sich das Blut hunderttausend Toter und noch mehr Verletzter im Jahr...