Die bürgerliche Südstaaten-Welt, die Tennessee Williams in seinem 1955 uraufgeführten Stück beschreibt, gibt es nicht mehr. Und doch hat die Situation, die das Stück beschreibt, seine Relevanz bewahrt: Big Daddy, ein wohlhabender Mann, feiert seinen 65. Geburtstag im Kreise seiner Familie. Außer ihm und seiner Frau wissen alle, dass es sein letzter ist, weil er an Krebs leidet. Während sein älterer Sohn Brick trotz der Bemühungen seiner entfremdeten, sexuell frustrierten, kinderlosen Frau Maggie in alkoholinduzierte Apathie absäuft, haben es der jüngere Sohn und seine Frau auf das Erbe abgesehen und versuchen, mit Showeinlagen ihrer fünf Kinder zu punkten. Konflikte, Vorwürfe und viel Verdrängtes stellen die Familienbeziehungen auf die Probe.
Wenn etwas an Williams’ Drama ein wenig veraltet wirkt, dann die Ausdrücklichkeit, mit der es die Dinge ausspricht und benennt. Stefan Pucher, dessen Zürcher Inszenierung von Arthur Millers „Tod eines Handlungsreisenden“ 2011 zum Theatertreffen eingeladen wurde, setzt diese Dialoge erstaunlich konventionell um und scheint ihnen gleichzeitig nicht zu trauen. Denn er reichert seine Inszenierung mit allem Möglichen an: Songs, begleitet von der Gitarristin Evelinn Trouble in Bastrock und Perücke; Videocollagen, die Erinnerungen, Perspektiven und Gefühlszustände der Figuren zeigen und von der Entstehungszeit des Stücks ins Heute übertragen. Sowohl Songs als auch...