Kann das sein – so, wie wir Merkel und Erdoğan wahrnehmen, genießen wir auch etwas daran? Auf eine Weise, wie wir einen gelungenen Krimi, ein Drama genießen würden? Die Einsätze sind hoch (es geht um Menschen), da sind Konflikte, deren Eskalationen, eine Bühne der Machtspiele, und all das zwischen zwei Akteuren, die ein fast perfekt konstruiertes Paar aus Gegensätzen zu sein scheinen, und diese Gegensätze werden schon verselbstständigt wahrgenommen, als „clash of psychologies“.
Da die Pfarrerstochter, die Mutterfigur in einer Männerwelt, die Physikerin der Macht, deren zermürbende Geduld und Gelassenheit sogar in der internationalen Presse als Merkelmal gesehen werden; eine Frau in gedeckten Farben, die eine wenigstens christlich gelabelte Partei scheinbar völlig (alternativlos) entlaizisiert hat. Dort ein Mann, dem wir mittlerweile etliche Züge eines orientalischen Potentaten zuschreiben: prunkliebend, überempfindlich, rücksichtlos; zugleich in unserer Wahrnehmung ein effektiver Populist, ein Paradebeispiel für die Extremindividualisten der Trump-und-Putin-Ära; ein Mann, dem seine Anhänger jedes Recht zur Machtentfaltung zufeiern und der sich anschickt, eine kemalistisch-laizistische Türkei scheinbar zu re-islamisieren. Mit einem (gefährlich nah am Zynismus liegenden) Ästhetizismus kann man sagen, man genießt die Spieler fast mehr als das Spiel. Wer setzt sich durch, welcher Typ triumphiert? Der Film über einen Showdown der beiden scheint vorprogrammiert....