Die Bühne ist steil, leer und glatt – so wie das politische Parkett seit zweitausend Jahren. Hermann der Cherusker glaubt darauf balancieren zu können, wie jeder, der seine Mission im Herrschen gefunden zu haben meint. Nur seine Frau Thusnelda, hier nur „Thusschen“ genannt, die Urgestalt aller Tussen, gleitet umstandslos die Schräge herab, als sei diese eine Rutsche. Ist es auch, das weiß sie viel eher als ihr bedeutungstuerisch-intriganter Mann, der nie abwärts, immer nur aufwärts will. Ein Sieger der Geschichte, ein Kriegsheld, der keine Ahnung von der Tücke der Dialektik hat. In heutiger Lesart ein Populist mit hehren Worten und miesen Absichten, der alle und jeden für seine trüben Zwecke benutzt. Seriös an ihm ist nur sein taubenblauer Anzug, mitsamt weißem Hemd und rotem Schlips. Ein Manager in eigener Sache, das scheint schnell klar.
Leider ist in Dušan David Pařízeks Inszenierung von Kleists „Die Hermannsschlacht“ sehr früh alles allzu klar. Aus lauter Angst, missverstanden zu werden, verlegt er sich auf eine Form von Persiflage. In ihr hat die innere Widersprüchlichkeit des Textes, aus der Dramatik erwachsen könnte, keine Chance. Dies ist ein Abend der deutlichen Ansagen und unmissverständlichen Gesten. Am Anfang verteilt Hermann kleine Flaschen Kräuterlikör und schüttelt den Zuschauern...