[Temporäre] Heterotopien
von Gregor Zoch und Nadine Jessen
Erschienen in: Kampnagel Hamburg. 40 Jahre Widerspruch – Workbook zum Jubiläum (07/2024)
An Theatern stellen Künstler*innen Machtfragen auf der Bühne. Aber meist fehlt es hier an Orten, an denen diese Thesen tatsächlich erprobt werden können, an denen sich die Institutionen selbst kritisch hinterfragen und das vermeintlich Ungewollte zulassen. Kampnagel besaß und besitzt verschiedene solcher Orte, die genau das leisten: Es sind Heterotopien im Körper eines ehemals besetzten Ortes, der längst zur Institution geworden ist, und die ihm so den Zerrspiegel vorhalten. Es sind Gegenentwürfe zur konventionellen Theaterinstitution, die für diejenigen als Schlupfloch dienen, die anderswo auf Widerstände stoßen, an den Rand gedrängt und ausgesiebt werden. Es sind Korridore für unvorhergesehene Komplizenschaften, Experimentierfelder für widerständige Praxen und Schönheitssalons für emotionale Frischzellenkuren, die die festen Strukturen der Institution Theater in aufmüpfige Schwingungen versetzen. Diese scheinbaren Ränder erschüttern ihr Zentrum mit radikaler Softness und bewahren Kampnagel so vor institutionellen Verhärtungen – nicht immer gewollt, manchmal bekämpft, von anderen beneidet und nicht zuletzt essentiell für eine Institution, die sich selbst als widerspenstig begreift. Einige dieser Heterotopien behaupten sich hartnäckig, andere hat sich die Institution kannibalistisch einverleibt, wieder andere existierten nur für eine kurze Zeit und wurden dann abgestoßen. Wir stellen hier drei dieser Schlupflöcher als Momentaufnahmen vor.
Nightclubbing, nightclubbing. We’re what’s happening.
Nightclubbing, nightclubbing. We’re an...