Theater der Zeit

Ramallah, Amman, Haifa – Die palästinensische Theaterszene in der West Bank und der Diaspora

von Rolf C. Hemke

Erschienen in: Recherchen 104: Theater im arabischen Sprachraum – Theatre in the Arab World (12/2013)

Assoziationen: Asien

Wenn man über palästinensisches Theater schreibt, fällt schon die Loka­lisierung nicht leicht. Die Theaterszene in der West Bank ist mit rund zehn permanent arbeitenden Kompanien, die sich vom Flüchtlingslager Dschenin im Norden bis Hebron im Süden verteilen, sehr zersplittert. Im Gaza-Streifen gibt es in Zusammenarbeit mit Organisationen der Entwicklungshilfe und des Friedensdienstes eine Reihe kontinuierlicher theaterpädagogischer Aktivitäten. Die jordanische Hauptstadt Amman bildet einen regionalen Schwerpunkt exilpalästinensischer Theatermacher, während man diese im ebenso nahen libanesischen Beirut eher vergebens sucht. Darüber hinaus arbeiten einige wenige professionelle, palästinensische Gruppen in Israel, so das Arabic-Hebrew Theatre in Jaffa oder Amir Nizar Zuabis Shiberhur in Haifa. Gerade diese Theatergruppen werden von ihren Kollegen in der West Bank oder im Exil oft argwöhnisch beäugt, angefeindet oder schlicht ignoriert.

Einer der bekanntesten dieser Grenzgänger mit palästinensischer Identität und israelischem Pass ist der Schauspieler und Autor Taher Najib, der seinen mittlerweile weltweit beachteten und in zahlreiche Sprachen übersetzten Text In Spuckweite ursprünglich auf Hebräisch schrieb, um einem israelischen Publikum palästinensische Lebensrealitäten nahezubringen. Thema seines Monologs ist die Unmöglichkeit eines „normalen“ Lebens als Palästinenser. Der Titel bezieht sich nicht nur auf die Obsession so manch palästinensischen Mannes, auf die Straße zu spucken, sondern auch auf die Flugzeuge, die über...

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