Bericht
Solidarität und Glitzer
Das Festival Grenzenlos Kultur zeigt in Mainz zahlreiche internationale, inklusive Produktionen – mit starken Inszenierungen und einem Leitungswechsel
Assoziationen: Theaterkritiken Dossier: Inklusion Dossier: Festivals Staatstheater Mainz
Erschienen am 29.10.2025
„Ich bin Jaimlet“, sagt Jaime Cruz in der schon legendär gewordenen „Hamlet“-Inszenierung von Chela De Ferrari des Teatro La Plaza aus Lima. In T-Shirt und Jeans, eine Krone auf dem Kopf, die zu groß ist für ihn. Er ist Jaime, und er ist Hamlet, beides gleichzeitig. Ein exemplarischer Moment der Inszenierung, die die Handlung von „Hamlet“ anhand der Lebensrealitäten, Wünschen und Diskriminierungserfahrungen von Menschen mit Downsyndrom erzählt.
Der international vielbesprochenen Inszenierung gelingt es klug und humorvoll, den „Hamlet“-Stoff doppelt codiert umzudeuten. Immer wieder werden Motive, konkrete Szenen und ganze, bekannte Textpassagen doppelbödig. Ophelia, der von ihrem Vater gesagt wird, sie sei ein ganz besonderes Kind und müsse ins Kloster, die drei Ophelias, die von ihren Wünschen und Träumen erzählen – Ximena Rodríguez, die von einem unabhängigen Leben erzählt, Cristina León Barandiarán, die von ihrem französischen Geliebten erzählt, Diana Gutierrez, die ihr Kind aufwachsen sehen will, woraufhin Ophelias Sterbeszene sinnlich und elegant erzählt wird, indem ein Kleid aus dem Bühnenhimmel direkt auf Ximena Rodríguez’ Körper gleitet und klar wird, dass diese alltäglichen Träume der jungen Frauen scheitern. Es sind Momente wie diese, die neben den stark performten, emanzipatorischen Songs („Wenn dich mein Körper stört – dein Problem“) die gesellschaftlichen Zuschreibungen und...
Erschienen am 29.10.2025
