Magazin
Die raue Diva
Zum Tod der Schauspielerin und Regisseurin Ursula Karusseit
von Thomas Irmer
Erschienen in: Theater der Zeit: Work, Bitch – Die Regisseurin Pınar Karabulut (03/2019)
Zur Schauspielerei war Ursula Karusseit durch ein Betriebskabarett im thüringischen Gera gekommen, wohin es sie nach der Vertreibung aus ihrer Geburtsstadt Elbing in Westpreußen nach Kriegsende verschlagen hatte. Nun saß sie nach einer Ausbildung als Bürokraft im Einkauf in der DDR-Provinz der 1950er Jahre fest, die sie selbst jedoch gern als bodenständigen Ausgangspunkt bezeichnete. Bei der ersten Aufnahmeprüfung an einer Schauspielschule, 1959 in Leipzig, fiel sie durch, der zweite Versuch in Berlin glückte. Noch vor dem Abschluss spielte sie die Anna in Max Frischs „Biedermann und die Brandstifter“ an der Volksbühne in Berlin, erhielt dort sogleich ein Engagement, wie bald darauf am Deutschen Theater. Ein furioser Start, dem schnell legendäre Rollen folgten wie die Rote Rosa in der Uraufführung von Peter Hacks’ „Moritz Tassow“ (1965) oder die Elsa in „Der Drache“ von Jewgeni Schwarz, eine der kanonischen, auch international gefeierten Inszenierungen des DDR-Theaters und wie alle hier genannten in der Regie von Benno Besson.
Besson wurde ihr Lebenspartner, ihm folgte sie, als er 1969 an die Volksbühne ging und schließlich dort auch Intendant wurde. So blieb sie in der von Besson geprägten Spur eines von Brecht her gedachten Theaters, entwickelte dabei aber das ganz eigene Profil einer selbständigen, etwas herben,...