deutschsprachige schweiz
Und es gibt uns doch!
Das Theater in der deutschsprachigen Schweiz sucht seine Identität
Erschienen in: Theater der Zeit Spezial: Schweiz (04/2016)
Assoziationen: Schweiz
Polemik soll sein. Denn es ist ein offenes Geheimnis: In der deutschsprachigen Schweiz befindet sich das Theater in einem permanenten Erklärungsnotstand. Wer über die Gründe räsoniert, kommt auf zwei Thesen. Erstens: Genuines Deutschschweizer Theater gibt es nicht. Wenn überhaupt, dann zeigt es sich in seiner kleinsten Form, im Kleintheater. Seit 1975 findet jedes Jahr die mehrtägige, kuratierte Schweizer Künstlerbörse statt. Wer Deutschschweizer Theaterschaffen sehen will, der wird hier fündig. Die Messe, veranstaltet vom nationalen Interessensverband KTV ATP, ist ein Hochamt unseres dramatischen Schaffens. These zwei: Theater, das in der Deutschschweiz produziert wird, gehört zu den erfolgreichsten Schweizer Kulturgütern – im Ausland.
Die Deutschschweiz ist nicht Europa, aber ohne Europa wäre das Theater in der deutschsprachigen Schweiz ein relativ blinder Flecken. Ausnahmen sind das Volkstheater und das Laientheater, beide genießen phänomenalen Zulauf. Der ZSV, der Dachverband des Amateurtheaters in der deutschen und rätoromanischen Schweiz, verzeichnet bei etwa 5,5 Millionen Einwohnern rund 40 000 aktive nicht hauptberufliche Theaterschaffende.
Davon abgesehen: Es sind Künstler aus Österreich und Deutschland, die Formen und Inhalte unserer Bühnenlandschaft prägen. Die ersten Arbeiten von Christoph Marthaler stehen beispielhaft für ein hiesiges Phänomen: Die urtümliche Stärke des Deutschschweizer Theaters ist das Off! Freie Produktionen sind zumeist eigenwilliger und eigenständiger...