Kriegsende
von Bruno Flierl
Erschienen in: Selbstbehauptung – Leben in drei Gesellschaften (05/2015)
Am 6. Januar 1945 fuhr ich also mit einem D-Zug der Reichsbahn vom Breslauer Hauptbahnhof ab nach Liegnitz. Dass überhaupt noch Züge fuhren, wenn auch nicht so pünktlich wie früher, war ein technisches und organisatorisches Wunder. Mich verwunderte noch mehr, dass ich auf einem Bahnsteig dieses Bahnhofs auf einen Zug wartete, nicht wie viele Jahre zuvor täglich auf dem Weg von der Schule nach Hause, sondern nun in Richtung Krieg fahren sollte. Ich war mir dessen voll bewusst, als ich in meiner Zivilkleidung nur mit einem kleinen Koffer inmitten von Soldaten mit ihrer Bagage aus Rucksäcken und Waffen von meiner Heimat Abschied nahm.
In Liegnitz angekommen, begab ich mich in die Kaserne der Heeresflak, Einheit „1202 Fla.-Ers.- u. Ausb.-Btl. (mot.) 48“. Das Kasernengelände lag auf der Siegeshöhe, dort, wo ich als Kind einst Skifahren gelernt hatte. Wie merkwürdig! Wiederum ein mir schon bekannter Ort, an dem ich mich von meiner Jugendzeit verabschieden musste. Dass ich zur Heeresflak kam, und noch dazu mit einer Verpflichtung als Reserve-Offiziers-Bewerber (ROB), war das Ergebnis meiner Musterung zum Wehrdienst Mitte 1944. Bevor die anstand, hatte ich selbst bereits entschieden, mich bei der Wehrmacht als ROB zu bewerben, ich, der mit Militär nichts, aber auch gar...