Diskussion
Rückblik
von Karl Schnog
Erschienen in: Theater der Zeit: Objektive Kritik? (09/1946)
Zu den gründlichen und geistreichen Ausführungen von Hedda Zinner in Nr. 1 dieser Zeitschrift soll hier nicht etwa polemisch Stellung genommen werden, denn ihre Beleuchtung dieser wichtigen kulturellen Frage ist richtig und aufschlussreich. Lediglich Ergänzungen aus mehr als fünfzehnjähriger Praxis mögen Raum finden, Nachweise von Ansätzen zur bewussten, vor 1933 angestrebten, aber jäh durch den kulturfeindlichen Nazismus unterbrochenen Gestaltung einer neuen Hörkunstform.
Es gab nämlich etwa seit dem Jahre 1928 Versuche, eine neue eigene Form für akustische Kunstwerke zu finden. Es waren nur ganz wenige Sender und einzelne künstlerische Persönlichkeiten, die in der Radioübertragung mehr sahen als Nachrichtenübermittlung oder Unterhaltungsmittel. In Stuttgart bemühte sich Dr. Mayer um Wort- und Szenengestaltung von höherem Niveau, forderte Anregungen und Entwürfe und vergab Hörspielaufträge. Auch schuf er das erste feste Hörspielensemble, wie es heute wieder in Stuttgart besteht. In Breslau saß Fritz Walter Bischof (identisch mit dem schlesischen Heimatdichter Friedrich Bischof), der Manuskripte nach bestimmten künstlerischen und akustischen Wertungen prüfte, der anregte und verwarf, was nicht in seine ganz bestimmte Vorstellung von neuer akustischer Gestaltung passte. Auch Breslau besaß seine eigene Hörspieltruppe und in Dr. Edmund Nick einen sehr modernen, genialen Komponisten und musikalischen Leiter.
Endlich machte „Die Berliner Funkstunde“ unter dem Intendanten Dr....